Warum ein ganzheitlicher Ansatz den Unterschied macht?

Klima- und Artenschutz sind für Unternehmen Pflicht – und Chance.

Die Biosphäre unseres Planeten gerät zunehmend aus dem Gleichgewicht und befindet sich seit Längerem in einer Phase der Degeneration. Kipppunkte rücken näher, Arten verschwinden, Wasserkreisläufe brechen zusammen – und damit die Grundlage unseres Lebens und Wirtschaftens. Dadurch steigt der Druck, Nachhaltigkeit nicht länger nur zu versprechen, sondern auch umzusetzen. Immer mehr Unternehmen suchen nach Antworten: Wo können wir ansetzen? Was wirkt wirklich?

Lange Zeit galt die Reduktion von Treibhausgasemissionen als das primäre Ziel unternehmerischer Umweltverantwortung. Doch während der globale CO2-Ausstoß weiterhin steigt, Arten rasant aussterben, Naturräume und Wälder verloren gehen, Wasserkreisläufe unterbrochen werden, Böden verarmen, sich Wüsten ausbreiten und die Temperaturen in nie dagewesene Höhen steigen, wird deutlich, dass die Herausforderungen unserer Zeit systemischer Natur sind. Sie betreffen nicht nur das Klima, sondern die Biosphäre als Ganzes.

Ein ausgeglichenes Klima und die Artenvielfalt sind die Basis unseres Lebens und Wirtschaftens. Eine Million Arten sind aufgrund menschlicher Aktivitäten vom Aussterben bedroht. Seit 1970 ist ein Rückgang der Wirbeltierbestände um 73 % zu beklagen. Laut WWF sind 55 % des globalen BIP (Wirtschaftsleistung) von intakter Natur abhängig. Daher ist der Verlust der Artenvielfalt laut dem Global Risk Report 2025 des Weltwirtschaftsforums das zweitgrößte Risiko. Ein stabiles Klima braucht Biodiversität. Denn 54 % der von Menschen verursachten CO₂-Emissionen werden von der Natur absorbiert. Dadurch hat sich die Erderhitzung verlangsamt.

Klima und Artenvielfalt sind die zwei größten Herausforderungen unserer Zeit für das menschliche Wohlergehen und die Grundlage wirtschaftlicher Tätigkeit. Entsprechend müssen auch unsere Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung und -steuerung systemischer werden.

Klima- und Artenschutz sind für Unternehmen Pflicht – und Chance.

Im Fokus dieser Entwicklung stehen zwei wichtige Werkzeuge: der Biodiversitäts-Check und die Multifaktorielle Klimabilanz. Doch was genau ist der Unterschied zwischen ihnen und warum ist der systemische Ansatz der Klimabilanz entscheidend? Dieser Beitrag beleuchtet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser beiden Methoden sowie ihre jeweiligen Anwendungsbereiche. Ziel ist es, Unternehmen eine fundierte Entscheidungsgrundlage für eine wirksame und strategisch sinnvolle Nachhaltigkeitsausrichtung zu geben.

Der Biodiversitäts-Check legt einen wichtigen Fokus, ist aber auf einen begrenzten Rahmen beschränkt.

Der Biodiversitäts-Check ist ein spezialisiertes Instrument, mit dem sich bewerten lässt, wie ein Unternehmen auf Artenvielfalt, Lebensräume und Ökosystemleistungen einwirkt und welche Abhängigkeiten bestehen. In Zeiten massiven Biodiversitätsverlusts ist dieser Fokus ein erster wichtiger Schritt. Der Check identifiziert Risiken durch Landnutzung, Rohstoffgewinnung, Pestizide, Lieferkettenprozesse oder Standortaktivitäten. Er hilft dabei, Abhängigkeiten von Ökosystemleistungen zu erkennen, beispielsweise von Rohstoffen, Naturressourcen, der Wasserversorgung oder der Bestäubung durch Insekten.

Der Check ist ein wichtiger Baustein, insbesondere für naturabhängige Branchen wie Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion, Tourismus und Energie. Allerdings beschränkt sich der Biodiversitäts-Check auf einen Teilbereich des ökologischen Wirkungsfeldes. Er behandelt Biodiversität als isoliertes Thema und berücksichtigt systemische Wechselwirkungen mit anderen Ökosystemfunktionen wie Kohlenstoffspeicherung, Wasserregulation oder Klimastabilisierung nicht umfassend. Durch diese Trennung können Wechselwirkungen übersehen oder in ihrer Wirkung unterschätzt werden.

Die Multifaktorielle Klimabilanz: vom CO₂-Fußabdruck zum systemischen Klimaverständnis

Der klassische CO₂-Fußabdruck war lange Zeit das zentrale Instrument zur Bewertung der Klimawirkung eines Unternehmens. Er misst direkte und indirekte Emissionen in Tonnen CO₂-Äquivalenten und bietet eine erste Orientierung darüber, wo Emissionen entstehen. Doch die Klimawirkung lässt sich nicht auf Emissionen allein reduzieren. Natürliche Kohlenstoffsenken wie Böden und Wälder spielen eine zentrale Rolle für den globalen CO₂-Kreislauf, ebenso wie der Zustand von Ökosystemen, die Verfügbarkeit von Wasser und die biologische Vielfalt.

Klimaschutz ist heute weit mehr als CO₂-Einsparen oder Energieeffizienz. Wer glaubwürdig auftreten will – gegenüber Kund:innen, Finanzpartner:innen, Mitarbeitenden und der Gesellschaft – muss wirksamen, systemisch gedachten Klimaschutz betreiben. Das bedeutet: weg vom reinen CO₂-Fußabdruck, hin zur Betrachtung dessen, was unser Klima wirklich beeinflusst.

Hier setzt die Multifaktorielle Klimabilanz an. Sie erweitert den Emissionsfokus um zentrale Umweltfaktoren wie den Wasserhaushalt, die Bodenqualität, die Ressourcennutzung, den Zustand ökologischer Kreisläufe und die biologische Vielfalt. Der Anspruch ist, das „Ganze“ zu sehen: Wo wirkt ein Unternehmen auf die Kreisläufe des Lebens ein? Welche Wechselwirkungen entstehen zwischen Energieeinsatz, Materialverbrauch, Ökosystemgesundheit und biologischen Dynamiken?

Doch wie können Unternehmen nicht nur schädliche Auswirkungen reduzieren, sondern aktiv zur Stabilisierung des ökologischen Systems beitragen?

Die Multifaktorielle Klimabilanz ist ein wichtiges Managementsystem, um Risiken zu identifizieren, Chancen zu erkennen und eine wirksame Klima- und Naturschutzstrategie zu entwickeln. Sie betrachtet nicht nur Treibhausgasemissionen, sondern auch den CO₂-Kreislauf und die Kohlenstoffbindung, den Wasserhaushalt und die Balance regionaler Wasserkreisläufe, lebendige Böden und ihre Rolle als Kohlenstoff- und Wasserspeicher, die biologische Vielfalt und die Gesundheit lokaler Ökosysteme, den Materialeinsatz und die Ressourceneffizienz sowie die Auswirkungen auf die Kreislaufwirtschaft und die Abfallvermeidung.

Dabei analysiert sie, wie Ihr Unternehmen diese Faktoren beeinflusst – direkt im Unternehmen, entlang der Lieferkette oder in der Produktnutzung.

Das Ergebnis ist eine Heatmap, die zeigt, wo die größten Hebel und Risiken liegen. Darauf aufbauend können Sie eine wirkungsorientierte Klimastrategie entwickeln, die in fünf Stufen zertifizierbar ist: von „Basic” über „Bronze”, „Silber”, „Gold” bis „Platin”, entsprechend dem Reifegrad Ihrer Organisation.

Abbildung 1: Heat-Map

Integration statt Insellösung

Im Gegensatz zum Biodiversitäts-Check ist die Multifaktorielle Klimabilanz ein integrativer Ansatz. Sie betrachtet nicht nur isoliert die von einem Unternehmen verursachten Emissionen oder den Zustand der Natur, sondern auch dessen Einfluss auf biologische und physikalische Kreisläufe. Dazu gehört beispielsweise die Betrachtung des Wasserverbrauchs, der -rückführung und der -verschmutzung sowie die Analyse der Gewinnung, Nutzung und Entsorgung von Materialien.

Was ist der Unterschied?

 Multifaktorielle Klimabilanz  Biodiversitäts-Check
FokusGanzheitliche Klimawirkung (CO₂, Wasser, Böden, Biodiversität)  Auswirkungen auf Artenvielfalt & Lebensräume
SystemtiefeBetrachtung biologischer und physikalischer Kreisläufe  Ökologische Abhängigkeiten und Risiken
Stakeholder-EinbindungLieferkette, Finanzpartner, Kunden, Mitarbeitende, Natur  Meist Fokus auf Lieferkette und Standort
ErgebnisBewertung, Priorisierung & Strategieentwicklung  Risikobewertung, Sensibilisierung
ZertifizierbarkeitJa – 5 Stufen BETTER IMPACT Zertifizierung  Nein – meist qualitativ
Beitrag zur CSRD/ESGHoch – integriert ESRS & Impact-OrientierungRelevanter Teilaspekt

Abbildung 2: Themen der Multifaktorielle Klimabilanz

Auch die Biodiversität ist in der Multifaktoriellen Klimabilanz enthalten, jedoch nicht als isoliertes Element, sondern als Teil des Gesamtbildes. Denn die Stabilität eines Ökosystems hängt nicht nur von der Artenvielfalt, sondern auch vom Bodenleben, der Wasserverfügbarkeit und der Belastung durch Schadstoffe ab. Diese Perspektive ist entscheidend, wenn Unternehmen wirksam zur Stabilisierung des Klimas beitragen möchten.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Multifaktorielle Klimabilanz relevante Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sowie der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) integriert und somit eine valide Grundlage für strategisches Nachhaltigkeitsmanagement bietet.

Von der Analyse zur Strategie: Wie Unternehmen profitieren

Die Multifaktorielle Klimabilanz ist mehr als nur ein Analyseinstrument, denn sie ist auch ein strategisches Management-Tool. Unternehmen erhalten damit nicht nur eine Datenbasis, sondern auch eine Heatmap ihrer ökologischen Wirkfelder. Diese zeigt, wo sich Hotspots befinden, welche Bereiche die größten Risiken oder Chancen bergen und wo prioritärer Handlungsbedarf besteht.

Auf dieser Grundlage lassen sich gezielte Maßnahmen entwickeln, beispielsweise zur Verbesserung des Wassermanagements, zur Förderung der Bodengesundheit, zur Entsiegelung von Flächen, zur Reduzierung des Materialeinsatzes oder zur Renaturierung in Lieferketten. Der Prozess ist dabei in fünf Stufen aufgebaut: von der Bestandsaufnahme (Verständnis des Impacts) über die Erfassung und Bewertung der Wirkungen (qualitativ und quantitativ) und die Bewertung der Risiken und Chancen bis hin zur Entwicklung einer wirksamen Klima- und Naturschutzstrategie und eines auditierbaren Klimaberichts. Unternehmen können sich entlang dieser Stufen zertifizieren lassen – von „Basic” bis „Platin”.

So wird aus einer Bilanz ein Lern- und Steuerungsprozess, der kontinuierliche Verbesserungen unterstützt und dabei hilft, die regulatorischen Anforderungen mit echtem Impact zu verknüpfen.

Stakeholder-Perspektive: Wirkung zeigen, wo es zählt.

Ein zentrales Unterscheidungsmerkmal ist auch die Frage: Für wen ist unsere Wirkung relevant? Die Multifaktorielle Klimabilanz betrachtet Klimaschutz nicht nur aus der Perspektive des Unternehmens, sondern rückt alle Stakeholder in den Fokus: Lieferkettenpartner:innen, Kund:innen, Finanzpartner:innen, Mitarbeitende, lokale Gemeinschaften und nicht zuletzt die Natur selbst.

Diese ganzheitliche Perspektive erlaubt es, Prioritäten dort zu setzen, wo das Unternehmen nicht nur Risiken reduziert, sondern auch Vertrauen aufbaut, Innovation fördert und gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. In einer Welt, in der Greenwashing zunehmend entlarvt wird, ist genau das der Unterschied: echte Wirkung statt bloßer Kommunikation.

Fazit: Um wirksam zu handeln, muss man das Ganze sehen.

Der Biodiversitäts-Check ist ein wichtiges Instrument – speziell für Unternehmen, die direkt von der Natur abhängig sind. Wer jedoch Klimaschutz umfassend verstehen und gestalten will, braucht ein Instrument, das mehr kann. Die Multifaktorielle Klimabilanz bietet diesen erweiterten Blick. Sie verbindet Klimawirkung mit Ökosystemgesundheit, Ressourcenmanagement und sozialer Verantwortung. Sie ist anschlussfähig an regulatorische Rahmenwerke und praxistauglich für die unternehmerische Steuerung.

Vor allem aber zeigt sie eines: Aktiver Klimaschutz endet nicht bei den Emissionen, sondern beginnt dort, wo wir das Ganze verstehen und gezielt ins Handeln kommen.

Möchten Sie herausfinden, wie Ihr Unternehmen konkret zur Stabilisierung von Klima und Biosphäre beitragen kann?

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Unterschied nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Entwickung

Was heißt nachhaltiger Erfolg heute – und morgen?

Wer nur wachsen will, bleibt stehen – wie Unternehmen wirklich zukunftsfähig werden!

Oft werden wir gefragt, was eigentlich der Unterschied zwischen „nachhaltigem Wachstum“ und „nachhaltiger Entwicklung“ ist. Beide Begriffe begegnen uns in Strategiepapieren, Nachhaltigkeitsberichten und politischen Debatten immer wieder. Doch was ist der grundlegende Unterschied – und warum ist er für Unternehmen so relevant?

Nachhaltiges Wachstum meint …

wirtschaftliches Wachstum, das umweltverträglicher und ressourcenschonender gestaltet ist als herkömmliches Wachstum. Unternehmen setzen auf Effizienz, technologische Innovation und grüne Prozesse, um weiterhin wachsen zu können – mit möglichst geringer ökologischer Belastung.

Nachhaltige Entwicklung geht weiter.

Sie umfasst nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische und soziale Dimensionen. Ziel ist es, Strukturen zu schaffen, die langfristig tragfähig, gerecht und generationenübergreifend sinnvoll sind – selbst dann, wenn kein quantitatives Wachstum mehr möglich oder sinnvoll ist. Es geht vor allem um qualitatives Wachstum in Form von Lebensqualität, Gesundheit, Bildung, friedlichem Miteinander, Freiheit und Demokratie.

👉 Was bedeutet das für Unternehmen?

Nachhaltiges Wachstum kann ein Teil einer nachhaltigen Entwicklung sein – doch echte Nachhaltigkeit erfordert mehr als effiziente Technologien. Es braucht ein ganzheitliches Denken:

  • Wie wirken unsere Geschäftsmodelle auf Gesellschaft und Umwelt?
  • Wo entstehen Chancen für echten Mehrwert – nicht nur finanziell, sondern auch sozial und ökologisch?
  • Welche Rolle spielen Werte, Transparenz und Verantwortung im unternehmerischen Handeln?

Unternehmen, die sich aktiv mit dieser Unterscheidung auseinandersetzen, sind nicht nur besser auf regulatorische Anforderungen vorbereitet (z. B. CSRD, EU-Taxonomie), sondern auch attraktiver für Kunden, Talente und Investoren.

Machen wir gemeinsam den Unterschied – im Denken, Entscheiden und Handeln!

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Wie Unternehmen die Risiken in der Lieferkette leichter bewältigen?

Nachhaltige Lieferketten sind von zentraler Bedeutung, da ein Großteil der ökologischen und sozialen Belastungen in der Lieferkette entsteht. Unternehmen, die auf nachhaltige Lieferketten achten, profitieren dreifach.

Erstens erfüllen sie das Lieferkettengesetz und vermeiden Haftungs- und Schadenersatzansprüche. Zweitens bauen Sie durch ein verantwortungsvolles Management der Lieferkette Vertrauen bei Ihren Kund:innen, Mitarbeitenden und Finanzpartner:innen auf und positionieren Ihr Unternehmen nachhaltig. Drittens nutzen Sie den Hebel der Lieferkette, um ökologischen und sozialen Mehrwert zu schaffen und nachhaltig zu wirtschaften.

Zum Buch: Nachhaltige Lieferketten -Praxisleitfaden durch den Label-Dschungel

Warum nachhaltige Lieferketten?

2024 wird es ernst mit der Lieferkettenverantwortung. Die Europäische Union verabschiedet das Gesetz zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette, das Unternehmen verpflichtet, nicht nur für ihre eigenen Aktivitäten, sondern auch für ihre Lieferkette Verantwortung zu übernehmen.

Warum? Nachhaltige Lieferketten sind für die Zukunft unseres Planeten und unserer Gesellschaft von enormer Bedeutung, denn die ökologischen und sozialen Belastungen und die damit verbundenen Risiken für Mensch und Umwelt in der Lieferkette sind um ein Vielfaches höher als die Belastungen im eigenen Unternehmen. Mit der nachhaltigen Gestaltung von Lieferketten hat jedes Unternehmen einen Multiplikatoreffekt für positive Nachhaltigkeitsleistungen. Nachhaltige Lieferketten zielen darauf ab, die negativen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft zu minimieren und gleichzeitig Effizienz und Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Unternehmen, die nachhaltige Lieferketten verwirklichen, tragen dazu bei, den ökologischen Fußabdruck zu verringern, soziale Standards zu fördern und die wirtschaftliche Effizienz zu verbessern..

Das Lieferkettengesetz (auch bekannt als Corporate Sustainability Due Diligence Directive, CSDDD) verlangt von Unternehmen, dass sie potenzielle negative Auswirkungen auf Menschenrechte und Umwelt entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette identifizieren, mildern, beheben oder verhindern.

Ziel des Lieferkettengesetzes ist es, Menschenrechte und Umweltschutz in globalen Lieferketten zu stärken. Es verpflichtet Unternehmen, die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards zu überwachen und eine Beschwerdestelle einzurichten. Dies gilt nicht nur für die eigenen Aktivitäten, sondern auch für die von Tochterunternehmen und Geschäftspartnern.Unternehmen müssen ein umfassendes Risikomanagementsystem einführen, eine Risikoanalyse durchführen und einen Maßnahmenplan zur Verbesserung erstellen.

Einkaufsentscheidungen nachhaltig treffen

Große Unternehmen, die direkt vom Lieferkettengesetz betroffen sind, und ihre Zulieferer sind verpflichtet, die Lieferketten aller eingekauften Produkte auf Risiken für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um negative Auswirkungen zu reduzieren.

Die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz in der Lieferkette ist eine große und nicht einfache Aufgabe für Unternehmen. In der langjährigen Audit-Tätigkeit der Autorin hat sich gezeigt, dass Unternehmen oft nichts über ihre eigene Lieferkette wissen, nicht einmal über die direkten Lieferant:innen und schon gar nichts über die Lieferkette bis zum Ursprung der Rohstoffe. Es gibt zwar Labels, mit denen eingekaufte Produkte und Dienstleistungen bewertet werden können, aber viele Unternehmen kennen diese Labels nicht. Selbst wenn Labels auf Produkten zu finden sind, ist es schwierig und aufwändig zu überprüfen, was die Labels tatsächlich prüfen und wie verlässlich sie für die Nachhaltigkeitsbewertung von Produkten unterschiedlicher Branchen sind.

Aktuelle Lösungen

Unternehmen, die das Risiko in der Lieferkette minimieren wollen, beschränken sich auf regionale Lieferant:innen, die sie persönlich kennen. Oder sie beziehen Waren aus der EU in der Hoffnung, dass dort höhere Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden. Dies ist jedoch oft nicht möglich, da viele Branchen ihre Produktion und Rohstoffgewinnung über den Globus verteilt haben und persönliche Überprüfungen aufwändig oder unmöglich sind.

Die einfachste Möglichkeit, sich eigene Überprüfungen zu ersparen, ist die Nutzung von vertrauenswürdigen Labels!

Diese überprüfen in unterschiedlicher Qualität Nachhaltigkeitskriterien in der Wertschöpfungskette. Liegt ein Label-Zertifikat vor, ist das Unternehmen auf der sicheren Seite. Allerdings gibt es in den einzelnen Branchen eine unüberschaubare Anzahl von Labels, die unterschiedliche Kriterien prüfen und daher unterschiedlich verlässlich sind.

Unternehmen stehen vor den Fragen:

Welche Labels gibt es überhaupt in den einzelnen Branchen?

– Was prüfen diese Labels?

– Wie verlässlich ist das Siegel?

Einkaufsentscheider:innen müssen die Antworten auf diese Fragen aufwändig selbst recherchieren und verlieren im oft unübersichtlichen Label-Dschungel leicht den Überblick. Hier setzt das Forschungsprojekt „Label-Check“ an.

Als Ergebnis finden nachhaltig interessierte Unternehmen und solche, die das Lieferkettengesetz einhalten wollen/müssen, eine Übersicht der wichtigsten Labels aus 13 Branchen, eine Kurzbeschreibung der 83 wichtigsten Labels und einen Vergleich der einzelnen Labels nach 16 Nachhaltigkeitskriterien.

Forschungsprojekt „Nachhaltige Lieferketten & Label-Check“

Das Forschungsprojekt „Nachhaltige Lieferketten und Label-Check“ widmet sich der wichtigen und drängenden Frage, wie Lieferketten grundsätzlich nach Nachhaltigkeitskriterien bewertet werden können und welche Labels für die Bewertung von Lieferketten in verschiedenen Branchen geeignet sind.

Als allgemein gültige und weltweit akzeptierte Nachhaltigkeitsziele werden die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen herangezogen. Dabei handelt es sich um globale Ziele, die für alle Branchen und Länder relevant sind. Die von den Labels bewerteten Kriterien werden dann den einzelnen SDGs zugeordnet und nach den gesellschaftlichen Werten Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit & Solidarität und ökologische Nachhaltigkeit geordnet. Insgesamt lassen sich 16 Nachhaltigkeitskriterien ableiten, nach denen 83 Labels aus 13 Branchen bewertet werden.

Abb: Nachhaltigkeitskriterien zur Bewertung der Lieferkette, Beispiel GOTS

Ergebnisse des Label-Checks

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sind in einem Praxisleitfaden zusammengefasst.
Eine inhaltliche Beschreibung der wichtigsten Labels aus den Branchen Bekleidung, IT, Druck, Holz, Lebensmittel, Energie, Kosmetik, Finanzen, Tourismus und Gebäude gibt einen kompakten Überblick über die wichtigsten Labels pro Branche. Für jede Branche werden die untersuchten Labels näher beschrieben, z.B. Hintergrund des jeweiligen Labels und Zertifizierungsprozesses, Zielsetzung, Gründungsjahr, Herausgeber, Anforderungen für die Zertifizierung, welche der 16 Nachhaltigkeitskriterien geprüft werden, Auditverfahren, Beispiele zertifizierter Produkte/Unternehmen und Verbreitung.

Darüber hinaus wird in einer detaillierten Beschreibung der Nachhaltigkeitskriterien pro Branche aufgezeigt, welche branchenspezifischen Risiken pro Kriterium bestehen und was in der jeweiligen Branche geprüft wird. So wird beispielsweise für die Textilbranche näher beschrieben, was unter existenzsichernden Löhnen, Gentechnikverbot, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Verbot von Kinderarbeit oder Schadstoffgrenzwerten in der Branche zu verstehen ist.

Im Teil Label-Steckbrief werden die einzelnen Labels übersichtlich dargestellt: Mit einer Kurzbeschreibung, einer tabellarischen Übersicht, welche der 16 Nachhaltigkeitskriterien das Label jeweils abdeckt, ob es sich um Positiv- oder Negativkriterien handelt (d.h. ob bestimmte Kriterien erfüllt sein müssen oder Ausschlusskriterien sind), wie das Prüfverfahren aussieht, wer der Herausgeber ist, Reichweite und Verbreitung, Kritik von NGOs und Fazit der Autorinnen sowie Quellenangaben.

Die besten Labels jeder Branche

Die folgenden Labels wurden als die besten ihrer Branche bewertet. Sie überprüfen die meisten der 16 definierten Nachhaltigkeitskriterien. Nur wenn diese erfüllt sind, wird ein Label vergeben:

Bekleidung, GOTS

IT, TOC-Certified

Druck, Cradle to Cradle

Lebensmittel, Demeter

Handel, Ja! Natürlich

Fisch und Meeresfrüchte, Naturland

Holz, Naturland

Energie, Österreichisches Umweltzeichen

Kosmetik, Natrue

Finanz, FNG

Tourismus, TourCert

Gebäude, Klimaaktiv    

Der Praxisleitfaden bietet Unternehmen aller Größen einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte der Lieferkettenbewertung für die wichtigsten Branchen.Kurz und übersichtlich erfahren die Leser:innen, wie sie die Nachhaltigkeit ihrer eingekauften Produkte effizient bewerten können und welche Labels in den verschiedenen Branchen als verlässliche Indikatoren für die Einhaltung des Lieferkettengesetzes dienen. mehr lesen

Empfehlungen für Unternehmen

Die einzelnen Label-Steckbriefe zeigen auf einen Blick, welches Label was garantiert. Diese Informationen sind wichtig, um die Sorgfaltspflicht in der Lieferkette erfüllen zu können. Wählen Sie für jede Branche das passende Label aus. In Branchen, für die es kein passendes Label gibt, nehmen Sie direkt mit dem jeweiligen Lieferanten Kontakt auf und lassen Sie sich die Einhaltung der 16 Kriterien persönlich bestätigen. So können Sie auch Ihre Sorgfaltspflicht nachweisen. Im Zweifelsfall empfehlen sich stichprobenartige Audits.

Der Praxisleitfaden gibt den Leser:innen das nötige Wissen und die Werkzeuge an die Hand, um eine verantwortungsvolle und nachhaltige Einkaufsentscheidung zu treffen und damit der Sorgfaltspflicht nach dem Lieferkettengesetz gerecht zu werden.

Machen Sie den ersten Schritt und tauchen Sie ein in die Welt der Lieferkettenbewertung.  Lassen Sie uns gemeinsam die Herausforderungen annehmen und Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft finden.

Fazit

Das EU-Lieferkettengesetz soll die Weltwirtschaft fairer und nachhaltiger machen. Es verpflichtet Unternehmen in der EU zur Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltstandards entlang der gesamten Wertschöpfungskette. 

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Nachhaltige Lieferketten und Label-Check“ tragen dazu bei, die Orientierung im Label-Dschungel zu verbessern und Risiken in der Lieferkette zu reduzieren. Es kann als positives Vorbild für weitere Forschungsprojekte dienen. Ein großes Problem bleibt jedoch die Vielzahl der Labels, die oft fehlende Transparenz entlang der Lieferkette und Greenwashing. Anstatt neue Labels zu entwickeln, wäre es in Zukunft wünschenswert, bestehende Labels zu verbessern und transparenter zu gestalten. So können sich die Abnehmer:innen in Zukunft besser auf die einzelnen Labels verlassen. Darüber hinaus wäre es sinnvoll, die Besten jeder Branche mit einem Best-Practice-Logo hervorzuheben

Über die Autorin

Angela Drosg-Plöckinger ist Vordenkerin für zukunftsfähiges Wirtschaften, zertifizierte Nachhaltigkeitsberaterin und -auditorin, FH-Lektorin, staatlich geprüfte Unternehmensberaterin, promovierte Betriebswirtin, Mitentwicklerin des Gemeinwohl-Berichtsstandards und hat über 30 Jahre Erfahrung in der Begleitung von Unternehmen bei der Umsetzung nachhaltiger Entwicklung. Sie unterstützt Unternehmen bei der nachhaltigen Transformation mit Instrumenten der Nachhaltigkeitsberichterstattung und Formaten zukunftsfähiger Unternehmensführung. Buch: „Nachhaltige Lieferketten

Kontakt: Angela Drosg-Plöckinger | mehrWerte Unternehmensentwicklung  
office@mehrwerte.at | www.mehrwerte.at

Buchpräsentation

Sie möchten mehr über das Forschungsprojekt „Nachhaltige Lieferletten“ erfahren? Dann sind Sie herzlich eingeladen zur Online-Präsentation am 30. Januar 2025.

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Gemeinwohlorientierten Unternehmen stellt sich die für sie wichtige Frage, WIE sie ihre Gewinne erzielen. Die kaufmännischen Sorgfaltspflichten werden dabei selbstverständlich nicht vernachlässigt. Bis jetzt haben 839 Unternehmen in den DACH Ländern den Weg der Gemeinwohlorientierung eingeschlagen und eine Zertifizierung Ihrer Organisation durchgeführt.

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Gemeinwohlorientierung führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu langfristigem ökonomischem Erfolg. Somit lassen dich unternehmerische Risiken und die damit verbundenen Kosten reduzieren.

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