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Angela Drosg-Plöckinger im Interview mit Hintermayer-Media zu den Zukunftschancen der Hotellerie in der krisengeschüttelten Tourismus-Branche.

Hintermayer-Media: Sehen Sie die corona-bedingte Wirtschaftskrise als Chance, die Wirtschaft nachhaltiger zu denken und eine menschenwürdige, nachhaltige und gemeinwohlorientierte Wirtschaftskultur zu initiieren oder stoßen Modelle wie jenes der Gemeinwohl-Ökonomie in der Wirtschaftskrise an ihre Grenzen?

Die corona-bedinge Wirtschaftskrise rüttelt zum Umdenken auf. Menschen erkennen, was sie brauchen und was sie nicht mehr brauchen. Viele Unternehmen nutzen die Zwangspause, um über die Zukunft und Ihr Geschäftsmodell neu nachzudenken. Im Vordergrund der Überlegungen stehen natürliche die Themen, die in einer Notsituation wichtig sind wie Kooperation und Solidarität. Genau diese Werte helfen aber auch, die zweite große Krise, nämlich die Klimakrise zu bewältigen. Die Werte der Gemeinwohl-Ökonomie decken genau diese Themen ab, die jetzt weiter helfen. Das sehe ich auch als GWÖ-Auditorin an den neuen Unternehmen, die erstmalig die Gemeinwohl-Bilanz erstellen, wie das IT-Unternehmen Doubleslash in Deutschland oder die Brauerei Gutmann in Bayern. In Niederösterreich hat sich die Windkraft Simonsfeld AG mitten in der Pandemie auf den Weg gemacht, die Gemeinwohl-Bilanz zu erstellen. Das sind oft  inhabergeführte Unternehmen, die grundsätzlich schon nachhaltig ausgerichtet sind und mit der Gemeinwohlbilanzierung ihre Organisation für mehr Zukunftsfähigkeit stärken.

Hintermayer-Media: Wie könnte aus Ihrer Sicht Tourismus neu gedacht werden? Kann die Krise einen Systemwandel einleiten? Welche Strategien braucht es, um die Weichen in Richtung eines nachhaltigen, ethisch-ausgerichteten Tourismus zu stellen?

Gerade für Tourismusbetriebe ist es wichtiger denn je, den Neustart nach der Krise nachhaltig zu gestalten. Laut aktueller Studie (März 2021) von pronawi sind rund 95% der Befragten bereit, für nachhaltige Angebote mehr auszugeben. Davon  sagen 49% sie würden bis 25% mehr für nachhalte Produkte bezahlen und 30% sind sogar bereit bis 50% mehr auszugeben. Immer mehr Menschen orientieren sich um, in Richtung nachhaltigen Lebensstil. Das ist vor allem bei jüngeren Menschen zu sehen, für die schon viel selbstverständlich ist, wie fleischreduzierte Ernährung oder mit dem Rad fahren. Gerade im Tourismus gibt es ein großes freies Feld für nachhaltig ausgerichtete Angebote. Das beginnt bei Passivhäusern, geht über ökologische Baustoffe und erneuerbare Energien, Biotope statt Pools, biologisch regionale Speisen bis Vergünstigungen bei öffentlichen Anreisen. Der Systemwandel wird jetzt auch politisch unterstützt, indem die CO2-Emissonen bis 2030 auf 50% reduziert werden sollen. Die Betriebe mit den innovativsten Konzepten werden zu den Gewinnern gehören. So wie Tesla die Automobilbranche herumwirbelt, können innovative Tourismusbetriebe die Branche gegen den Strich bürsten.

Hintermayer-Media: Hat aus Ihrer Sicht die Gemeinwohl-Bilanz Potenzial als Nachhaltigkeitsstandard in Tourismusbetrieben?

Die Gemeinwohl-Bilanz hat großes Potenzial für Tourismusbetriebe, da immer mehr nachhaltig orientierte Kunden derartige Angebote suchen. In Wien hat sich das Hotel Capri als Gemeinwohl-Ökonomie-Hotel komplett neu positioniert.  Der traditionelle Eishersteller und Gefrorenes-Salon Leonardelli hat mit der Gemeinwohl-Bilanz die Nachfolge im Familienbetrieb in der vierten Generation vorbereitet. In Salzburg ist das Stiegl-Gut Wildshut derzeit dabei, die Gemeinwohl-Bilanz zu erstellen und sich damit  neu auszurichten. Die Gemeinwohl-Bilanz ist als höchster Nachhaltigkeits-Standard das perfekte Instrument, wenn  sich Tourismusbetriebe innovativ ausrichten wollen oder als Kick-off für die Nachfolge im Familienbetrieb.

Weiterführende Information

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